Das Netzwerk Radikales Denken im Anthropozän bewegt sich in dem (noch) meist unbesetzten Raum entlang interdisziplinären wissenschaftlichen Austausches und transdisziplinären gesellschaftlichen Engagements.
Die Zentren der Kritischen Theorie in Deutschland sind um das Frankfurter Institut für Sozialforschung angesiedelt. Unsere Initiative bildet einen weiteren universitären Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum. Wir bündeln und fokussieren die derzeit eher spärliche und fragmentierte interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der Kritischen Theorie und verleihen ihr durch eine kontinuierliche Vielfalt an Veranstaltungen internationale Sichtbarkeit. Hierbei bemühen wir uns im Besonderen um einen intensiven Austausch mit der ‚kritischen‘ Öffentlichkeit.
Wir knüpfen an eine Grazer akademische Tradition an. Bereits in den 1960er Jahren bestanden vielbeachtete akademische Kontakte zum Frankfurter Institut für Sozialforschung, nämlich zwischen dem international bekannten Grazer Kulturpublizisten Harald Kaufmann und Theodor W. Adorno, der in Graz Vorträge hielt und an Diskussionen teilnahm. Auf diesem Fundament soll langfristig eine interdisziplinär vernetzte Forschungsgemeinschaft entstehen, die sich wissenschaftlichen, aber insbesondere auch gesellschaftsrelevanten Fragestellungen widmet.
Thematischer Fokus
Wie kaum eine andere philosophische Strömung des 20. Jahrhunderts hat die Kritische Theorie der Frankfurter Schule die Philosophie der Nachkriegszeit geprägt und ist auch heute, gerade angesichts der multiplen gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Krisen von großer Aktualität. Wir möchten an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz einen internationalen sowie gleichzeitig interdisziplinären und transdisziplinären Forschungsschwerpunkt zur Kritischen Theorie etablieren.
Interdisziplinarität
Ein wesentliches Charakteristikum der Kritischen Theorie ist Interdisziplinarität. Es finden sich wissenschaftliche Debatten in nahezu allen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Diese Interdisziplinarität ist sowohl ein Rezeptionsproblem als auch eine methodisch-wissenschaftliche Herausforderung, ist es doch aus der Sicht einer einzigen Fachdisziplin nahezu unmöglich, einen Überblick über die Rezeptionsgeschichte sowie die aktuellen Tendenzen der Kritischen Theorie im Detail zu gewinnen. Diese Herausforderung, die auch die Entwicklung innovativer fächerübergreifender akademischer Arbeitsformen und eine hohe Selbstreflexion erfordert, möchte das Grazer Projekt annehmen.
Transdisziplinarität
Der enge Bezug zwischen wissenschaftlicher Theorie und gesellschaftlicher Praxis ist ein weiteres zentrales Thema unseres Netzwerks. Angesichts der uns alle betreffenden globalen ökologischen, technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen sollen durch die Verbindung von Kritischer Theorie und innovativer Praxis öffentlichkeitswirksam sowie disziplin- und generationsübergreifend nachhaltige Lösungen für die Zukunft entwickelt werden. In diesem Zusammenhang entwickeln wir Kooperationen und Projekte mit öffentlichen Trägern, Künstlerinnen und Künstlern sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern.